Seit ich weiß, dass ich in zwei Jahren im alten Glanz erstrahlen soll, kann ich kaum noch ruhig stehen. Viele Menschen verweilen jetzt öfter als sonst vor mir, stecken die Köpfe zusammen und unterhalten sich von Geld.
Das Teehaus und die Orangerie prahlen mit Summen, die man gebraucht hat, um sie als Models des Schlossparks vor zu zeigen. 3600000 Euro. Damit kann ich nichts anfangen, es muss aber sehr viel Geld sein.
Als eine größere Gruppe Männer und Frauen auf dem Weg zur Orangerie waren, hörte ich nur ein paar einzelne Sätze.
„ Das ist ja gigantisch, was die für vieles Geld dafür ausgegeben haben. Ist aber auch schön geworden“, sagt der Eine. Vielleicht gerade mal 85 Jahre alt. Ich habe mich schon gewundert, einen solch jungen Menschen mit Stock zu sehen.
„Für die in der Landesregierung sind das doch kleine Beträge, wenn man sieht was die sonst so verschleudern“, erwidert ein Anderer. „ Das ist so als würden wir von ein paar Cent unserer Rente reden, die wir zum Einkaufen brauchen“.
Andere lachten ganz laut. Es muss etwas Lustiges gewesen sein.
„ Da könnt ihr euch vielleicht vorstellen, was der Verein auf die Beine stellen will, um dieses Bauwerk zu sanieren. Ungefähr sechzigtausend Euro.“
Die Frau, die das sagte, schaute mich kopfschüttelnd an und die anderen wurden nachdenklich, auch ich.
Ich hatte das Gefühl, meine Sandstein Vasen kämen vor Aufregung ins Wanken. Und wieder wurde ich unsicher. Wie wollen dass unsere Pflege Freunde aufbringen?
Das Teehaus und die Orangerie versuchten mich zu beruhigen. Sie zeigte auf eine der fünf Bänke, die am Weg des Barockgartens, zum Eingang der Orangerie, stand. Auf ihrer Rückenlehne war ein Schild mit dem Namen Dagmar Frederic, angebracht.
„Diese Frau ist eine berühmte Künstlerin und hat im Jahr 2008 mit anderen Künstlern 20000 Euro für uns gespendet.“ Das Teehaus kam jetzt richtig ins Schwärmen. Sie haben das nicht aus eigener Tasche bezahlt, sondern zwei wunderschöne Veranstaltungen im Landestheater durchgeführt. Dafür haben 1000 Menschen Eintritt bezahlt und dieses Geld haben sie uns gegeben.“
Ich war sprachlos.
„ Aber“, die Orangerie ergänzte ganz geheimnisvoll, „das alles muss irgendwer organisieren und das war…? Der Chef unserer Pflegefreunde.“
Nun war mir alles klar. Die zwei Frauen, die immer auf der Bank sitzen, die Frau Frederic gespendet hat, haben sich neulich unterhalten. Dabei haben sie vielsagend zu mir her geschaut und gesagt, „ jetzt macht er das Gleiche im September für Portali.
Ich wurde wieder zuversichtlicher und Druck meiner Sandsteinvasen nahm merklich ab. Hoffentlich gehen viele Menschen zu dieser Veranstaltung. 1000 Menschen können im „Goldenen Pflug“ dabei sein.
Jetzt verstehe ich auch worauf es wirklich ankommt. Auf die vielen, vielen Menschen, die meine Freunde werden wollen.
Ich verspürte das unmerkliche Zeichen, das mir das Teehaus zusendete. „ Portali, das sind auch Andere, die unsere Freunde sind und werden. Betriebe und Einrichtungen, Sparkassen und Banken, alle die auf unseren Komplex und unsere Stadt stolz sind.“
„ Hast du die vielen Menschen gesehen, die unlängst bei mir gefeiert haben?“ Das Teehaus machte eine vielsagende Pause, die mich schon wieder neidisch werden ließ .Erinnern kann ich mich nicht an jede Feierlichkeit.
„ Das war ein Mensch, der ein Jubiläum gefeiert hat“, fuhr das Teehaus unbeirrt fort. „ Der Mensch wollte keine Geschenke, sondern hat alle gebeten für das Teehaus zu spenden.“
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und eine Idee beschlich mich ganz plötzlich.
Hatten nicht unlängst Besucher einer Hochzeitsfeier geringschätzig vom Altan des Teehauses auf mich herab geschaut und sich über meine Gebrechlichkeit lustig gemacht?
Vielleicht sollte man einen Hochzeit Zins einführen, wenn sie mein Tor passieren wollen. Nun, das war nur so ein Gedanke.
Die Orangerie schaute belustigt zu mir herüber. „ So unrecht ist dein Gedanke gar nicht. Wenn ich an die Veranstaltungen denke, die unsere Pflegefreunde mit der Volkssolidarität bei mir organisiert haben, kann ich mal einige Dinge zum Besten geben.
Unser Chef hat immer auf deinen Zustand hingewiesen und was soll ich sagen, die Menschen haben gespendet. Manche waren sogar bei der Benefizveranstaltung mit Dagmar Frederic dabei und haben diese Karten nicht mal selber bezahlt.“
Wie, nicht bezahlt?
„Wenn Menschen Geburtstag haben, bekommen sie etwas geschenkt. Oder sie haben ein anderes Jubiläum. Dann werden sie gefragt, was sie sich denn so wünschen. „ Nichts“, ist dann oft die Antwort, weil ältere Menschen fast alles haben.“
Die Orangerie ließ mich richtig neugierig werden. „ Und“?
„ Nun, da schenken die Kinder eben eine Eintrittskarte und dir wird damit geholfen.
Jetzt weiß ich was Freunde sind, nur weiß ich nicht, wie viele Freunde es einmal werden.